S-Bahn Mitteldeutschland fährt offiziell zu 97 Prozent pünktlich

Fahrgäste beschweren sich allerdings über Verspätungen

MDR INFO, 22.01.14

Es häufen sich die Beschwerden von Fahrgästen, dass die S-Bahn Mitteldeutschland extrem unpünktlich sei. Die Bahn, als Betreiber, sieht das nicht so. Ich war heute früh am Leipziger Hauptbahnhof und habe die Situation beobachtet.

Morgens um 5 ist die Welt auf dem Tunnelbahnsteig im Leipziger Hauptbahnhof noch in Ordnung. Alle Züge sind im Plan. Keine Verspätung. Bisher. Durch den City-Tunnel Leipzig fahren sechs von sieben Linien der neuen S-Bahn Mitteldeutschland. Wenn es klemmt, dann merkt man es hier sofort. Besonders kritisch ist die Zeit wochentags zwischen 6 und 8 Uhr. Hauptverkehrszeit. Von den Fahrgästen wollen wir wissen, wie zufrieden sie mit der neuen S-Bahn sind…

Ja, sehr zufrieden. – Durchaus eine Bereicherung für den Nahverkehr. – Gestern war er ziemlich viel zu spät. Also, da haben wir fast eine Stunde hier gewartet, weil angeblich ein Notfalleinsatz im Zug davor war.  – Sie hat zwar manchmal Verspätung, aber das verzeihe ich ihr mal.

Eine Großzahl der Fahrgäste ist zufrieden. Doch das Thema Verspätung taucht immer wieder auf. Kann eigentlich nicht sein, meint dagegen die Bahn. Denn es gibt Traumzahlen in der Pünklichkeitsstatistik. Pressesprecher Jörg Bönisch:

97 Prozent Pünktlichkeit bedeutet 3 Prozent Unpünktlichkeit.

Und diese Zahlen sprechen eigentlich für sich, denn es sind im Vergleich zu anderen deutschen S-Bahnstädten die besten Pünktlichkeitswerte. Aber genau die drei Prozent, die unpünktlich sind, beschäftigen die Fahrgäste. Vorgestern beispielsweise kam die S5X in Halle mit 30 Minuten Verspätung an. Doch die Statistik sagt nicht alles, denn Verspätungen unter 6 Minuten werden nicht in die Statistik mit einberechnet. Doch auch bei diesen Verzögerungen sieht es inzwischen nach inoffiziellen Messungen besser aus, bestätigt Oliver Mietzsch, Geschäftführer beim Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig. Der ZVNL beauftragt die Bahn mit den Leistungen und kontrolliert auch das Angebot.

Am Anfang, also direkt nach der Eröffnung, des Ganzen, waren wir bei etwa 65 Prozent. Da sind wir mittlerweile auch schon um die 90 Prozent.

Die Verspätungen gibt es häufig auf den Linien S4, S5 und S5X, weil diese sich die Schienen mit dem Güter- und Fernverkehr teilen. In Zwickau ist auch die Wendezeit der Züge mit sechs Minuten sehr knapp kalkuliert und reicht häufig nicht. Außerdem ist ein S-Bahntriebwagen schon vor dem Start der Mitteldeutschen S-Bahn derartig beschädigt worden, dass er dauerhaft nicht im Einsatz ist.

Doch zurück auf den Bahnsteig. Es ist kurz nach 7 Uhr heute früh. Fahrgäste warten auf ihre S-Bahn und auf Informationen.

Ja, jetzt nach 12 Minuten eigentlicher Abfahrtzeit wird tatsächlich ne Verspätung angezeigt.

Doch die Hoffnung, dass dann die nächste S-Bahn genommen werden kann, platzt kurz darauf.

Information zu S1 nach Leipzig-Messe über Leipzig-Nord, Abfahrt 7:15 Uhr, heute circa 5 Minuten später. – Das wäre die S-Bahn, die wir jetzt nehmen könnten, wenn sie pünklich gewesen wäre.

Doch dann rollt die S-Bahn ein, die eine Viertelstunde zu spät ist. Per Straßenbahn wäre der junge Mann jetzt vielleicht schon am Ziel in Leipzig-Nord gewesen, doch es fehlte die Information zur Verspätung.

Im Februar wollen Bahn und der Zweckverband als Auftragsgeber über diese Probleme und mögliche Lösungen sprechen.

(c) Michael Voß, www.michael-voss.de

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