Faktencheck: Können Aufzüge von außen zum Stehen gebracht werden?

In einem Interview mit MDR Aktuell hat der Präsident des Bundesverfassungschutzes, Hans-Georg Maaßen, gestern davor gewarnt, dass durch Cyberangriffe die Infrastruktur in Deutschland lahm gelegt werden könnte. Als Beispiel nannte er auch einen gezielten Angriff auf Fahrstühle.

Und sei es, dass es der Zentralrechner von einem Aufzugbetreiber. Dass ich einfach die Aufzüge in einer Großstadt stehen lassen kann, um in Deutschland ein Zeichen zu setzen, oder um in Deutschland damit auch Konfusion und Verwirrung zu stiften.

Doch können die Fahrstühle einer ganzen Stadt einfach so lahmgelegt werden? Das versuchte ich im Faktencheck bei MDR Aktuell zu klären

Die Aufzugbauer in Deutschland halten sich sehr zurück mit ihren Kommentare, denn zum einen will man es sich nicht mit den für die Sicherheit verantwortlichen Inlandsgeheimdienst verderben, zum anderen will man öffentlich weder seine noch die Geheimnisse der Mitbewerber preisgeben. ThyssenKrupp Elevator gehört zu den weltweit größten Herstellern von Fahrstühlen. In Rottweil in Baden-Württemberg hat das Unternehmen sogar einen 246 Meter hohen Turm gebaut, um moderne Hochgeschwindigkeits-Aufzüge zu testen. Fahrstuhl-Bau und -Forschung haben den Konzern weltweit bekannt gemacht.

In einer E-Mail an MDR Aktuell weist das Unternehmen die Befürchtungen des Bundesverfassungschutzes zurück:

Bei thyssenkrupp Elevator ist ein Szenario, von dem Herr Maaßen spricht, nicht denkbar.

Es gäbe gar keinen Zentralcomputer, an den alle Fahrstühle angeschlossen seien, heißt es. Doch ganz offline sind diese allerdings auch nicht:

Bei einigen Aufzügen sammeln wir Funktionsdaten für die vorbeugende Wartung. Heißt: Wir können anhand der Funktionsdaten erkennen, wann eine Komponente ausgetauscht werden muss – und zwar bevor sie kaputtgeht und den Aufzug ausfallen lässt.

Dabei gehe es beispielweise um Daten, wie oft sich die Türen öffnen oder schließen. Anhand dieser Zahlen könnten die Teile dann ausgewechselt werden, bevor sie die statistisch bekannte Zeit erreicht haben, zu der Fehler normalerweise auftreten. Aber…

Das Datenanalysegerät funktioniert völlig unabhängig von der Aufzugssteuerung.

…heißt es abschließend in der E-Mail von Thyssenkrupp Elevator.

Andere Unternehmen wiederum haben maximal Sprechverbindungen in die Fahrstühle, um bei Störungen direkt mit den Betroffenen in der Kabine zu sprechen. Ein Fernzugriff auf Daten oder auf die Steuerung sei nicht vorhanden, heißt es in einem Hintergrundgespräch. Für Experten ist allerdings ein digitaler Anschlag auf die Stromversorgung einzelner Regionen durchaus vorstellbar – und dann würden auch die Fahrstühle steckenbleiben, sollte es keine Notstromversorgung geben.