IFA 2017: Müll wird zur Spende – Alte Druckerpatronen werden gesammelt und wiederaufgefüllt

Alte Tinten- und Tonerpatronen werden gesammelt (Foto: Michael Voß)
Alte Tinten- und Tonerpatronen werden gesammelt (Foto: Michael Voß)
Die Internationale Funkausstellung in Berlin ist längst davon entfernt, sich nur um Radio und Fernsehen zu kümmern. Es dreht sich inzwischen um alles, was mit Haushalt und Büro zu tun hat und irgendwie „digital“ ist. Ich entdeckte auf dem Weg über die Messe eine Firma, die versprach: „Abfall bringt Geld“. Die Idee dahinter: Kunden, Firma, Umweltschutz und gemeinnützige Hilfsorganisationen sollen am typischen Büro-Müll verdienen.

Der Stand ist eher unscheinbar. Doch das Motto lockt. „Abfall bringt Geld“ ist hier zu lesen. Viele Messebesucher sind neugierig, denn Geld braucht ganz offensichtlich jeder. Andreas Schulz ist im wahrsten Sinne des Wortes die Stimme der Firma. An ihm kommt hier niemand vorbei.

Andreas Schulz von "Abfall bringt Geld" (Foto: Michael Voß)
Andreas Schulz von „Abfall bringt Geld“ (Foto: Michael Voß)

Viele Leute haben Zuhause 50, 100 Euro herumliegen und wissen es gar nicht.

Wie unschwer zu hören ist, kommt die Firma Denner aus Österreich. Und sie sucht alte Drucker- und Tonerpatronen.

Was haben Sie bislang gemacht mit ihren Patronen oder Toner? – Ja, weggeworfen. – Welchen? – HP 38A – Ich sage: Sie haben 12 Euro weggeworfen.

12 Euro – dieses Geld hätte einer Hilfsorganisation zugutekommen können. Denn die niederösterreichische Firma überweist den Betrag, den sie ansonsten für die alten Patronen zahlen würde, auf Wunsch als Spende beispielsweise an die SOS-Kinderdörfer. „Abfall bringt Geld“ – davon profitieren dann Waisen-Kinder.

Wer seine Alt-Patronen auf diese Art los werden möchte, kann sie per Post nach Österreich schicken. Es lohnt sich für Unternehmen oder, wenn man länger sammelt. Bei einem Warenwert von über 30 Euro übernimmt nämlich der Empfänger das Porto.

Wiederaufgefüllte Tintenpatronen (Foto: Michael Voß)
Wiederaufgefüllte Tintenpatronen (Foto: Michael Voß)
Recycling einmal ganz anders: Die Firma sammelt die Kunststoffpatronen, um sie dann aber nicht weiterzuverkaufen, einzuschmelzen oder zu verbrennen. Sie werden wieder neu befüllt: Schwarz, farbig oder mit dem Toner, jeweils dem Originalmaterial nachempfunden. Und dann kommen die Patronen selbst wieder in den Verkauf, natürlich als Fremdprodukt gekennzeichnet, aber unverändert in den Originalmaßen. Nur der Preis unterscheidet sich kräftig vom Original, sagt Andreas Schulz.

Der Endkunde bekommt eine wieder befüllte Patrone ca. zwischen 40 und 50 Prozent billiger.

Natürlich verdient auch die Firma daran, denn trotz des niedrigen Verkaufspreises, bleibt noch genug Geld über. Erstaunlich offen geht Andreas Schulz damit um.

Mein Chef hat damit in der Schule begonnen, bei seinen Schulfreunden Patronen zu sammeln. Und die fahren heute einen Vierer Golf und das da ist sein Auto.

Vor der Messehalle steht ein Jaguar, der sicherlich nicht ganz billig ist. Vor neun Jahren startete die Firma. Damals waren es sechs Mitarbeiter. Heute sind es 30, die jeden Monat 250.000 leere Patronen bearbeiten.