Sind Hackerangriff auf die Städte möglich?

Linie 2 zum Südfriedhof Sind Großstädte vor Hacker-Angriffen ausreichend geschützt? Oder können Sie vom Internet aus übernommen und ferngesteuert werden? Dieser Frage ging ich in Leipzig für MDR Aktuell nach.

Für den Internetsicherheitsexperte Tim Berghoff ist klar. Großstädte bieten einen idealen Angriffspunkt für Hacker.
Tim Berghoff, GDATA
Tim Berghoff, GDATA

Also grundsätzlich ist es so, wenn jemand eine Stadt oder eine Stadtverwaltung angreift, dann möchte er natürlich so viel Auswirkung, wie möglich erzielen. Aber das ist so, dass so ein Angriff nicht von heute auf morgen stattfindet, wo sich dann jemand an einem Tag hinsetzt, so, jetzt versuche ich mal in die Verkehrslenkung reinzukommen oder in das Netzwerk von den Leipziger Verkehrsbetrieben beispielsweise.

Gut geplant, sei also vieles möglich. Tim Berghoff ist bei der deutschen Antivirensoftware-Firma GDATA dafür zuständig, Schwachstellen in den Datennetzen zu finden. Und er weiß, dass diese sogar in total veralteter Technik stecken können.

Viele Anlagen, die im öffentlichen Bereich eingesetzt werden, sind teilweise auch sehr lange dort eingesetzt und es gibt zumindest von der praktischen Seite her derzeit keine Motivation, diese Anlagen zu ersetzen.

Das bestätigt zum Teil auch Frank Peter von der Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft. Die Firma ist für das Strom- und Wassernetzt sowie für die Busse und Straßenbahnen der Stadt zuständig – also für die wirklich kritische Infrastruktur Leipzigs.

Frank Peter, Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft
Frank Peter, Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft

Also, was wir noch haben, das sind Analog-Modems. Die sind sogar noch im Einsatz. Aber wirklich die letzten Tage, weil die Technik funktioniert in der heutigen IT-Welt dann wirklich nicht mehr.

Doch das ist nicht der Standard in Leipzig. Frank Peter setzt auf moderne Technik, die vor ihrem tatsächlichen Einsatz wirklich auf Herz und Nieren geprüft wurde. Und damit diese moderne Technik auch mit den älteren Anlagen zusammenarbeiten kann, werden die Computernetze in mehrere Bereiche aufgetrennt. Wenn es also in einem Bereich einen Angriff geben sollte, dann funktionieren die anderen Bereiche weiter und können sogar zusätzliche Aufgaben übernehmen. Dieses System der Netzwerkseparierung wird auch bei den Stromnetzen für die Stadt Leipzig genutzt:

Es ist nicht nur ein Netz, es sind verschiedene Teilnetze, die zusammengeschaltet sind. Und genau dadurch funktioniert es auch sehr gut, dass es sicherer wird. Man kann im Fall des Falles einzelne Netzbereiche abschalten, damit keine Flächenwirkung eintritt, und gleichzeitig springt auch einer für den anderen mit ein.

Auch die jeweiligen Steuerungszentralen gäbe es mehrfach, so das Angreifer nie das gesamte Netz außer Betrieb setzen könnten. Für Frank Peter ist neben der modernen Technik und vielfältiger zusätzlicher Schutzmechanismen auch der Mensch wichtig. Nur ein Team, welches gut zusammenarbeitet, kann Krisen und lebensgefährliche Störungen in Leipzig verhindern.

Dafür gibt es auch Krisenkommunikationsübungen. Und dort wird zum Beispiel auch simuliert, wenn zum Beispiel in der Stadt Leipzig großflächig einmal Strom ausfallen sollte, wann ist was durch welche Person wie zu erledigen.

Trotz aller Vorbeugung steht aber für den IT-Sicherheitschef aller Busse, Straßenbahnen sowie der Strom- und Wasserversorgung in Leipzig fest:

Es gibt nie die 100-prozentige Sicherheit.

Frank Peter geht deshalb immer wieder ganz persönlich auf die Mitarbeiter zu. So, wie sie sich zuhause um die Sicherheit ihrer Computer kümmern, müsse das auch am Arbeitsplatz geschehen.