Ein Dresdner Professor will mit Computern auf Augenhöhe kommunizieren

Markus Krötzsch
Markus Krötzsch

In den Star-Trek-Filmen kann der Kapitän des Raumschiffs Enterprise direkt mit dem Computer sprechen, dieser versteht, wertet aus und antwortet. Das ist noch alles Zukunft, denn die Kommunikation
zwischen Mensch und Computer funktioniert noch nicht auf Augenhöhe. In Dresden gibt es nun seit einigen Wochen einen Professor, der das ändern und Unmögliches zum Möglichen machen möchte. Für MDR Aktuell sprach ich mit ihm.

Markus Krötzsch geht durch den sehr futuristisch anmutenden Neubau der Technischen Universität Dresden. Grünes Licht durchflutet den Innenhof der Informatiker, es könnte fast ein Raumschiff sein. Und so ist es kein Wunder, dass beim Gespräch über das Ziel seiner Professur auch das Raumschiff Enterprise auftaucht.

Insgesamt wollen wir natürlich zu diesem StarTrek-Szenario hin: Dass an irgendeiner Stelle unser Computer uns auch versteht, wenn wir ihm etwas sagen. Aber es ist auch klar, dass das noch ein sehr weiter Weg ist und zehn Jahre reichen da vielleicht nicht einmal aus.

Ein weiter Weg, weil es um mehr geht, alb bei Siri oder Cortana, die auf Stichworte hören und reagieren. Der 35-jährige Wissenschaftler will etwas erreichen, was zur Zeit eigentlich noch unerreichbar scheint. Dafür hat die TU Dresden eigens eine Professur erschaffen.

Die Berufung zum Professor für Wissensbasierte Systeme ist tatsächlich die erste in der Informatik. Das ist eine neu geschaffene Professur. Die ist als Open Topic-Professur im Exzellenz-Cluster eingerichtet worden.

Sogenannte Open Topic-Professuren hat die TU Dresden seit zwei Jahren. Dabei werden Stellen nicht für genau einen bestimmten Fachbereich ausgeschrieben, sondern ausgezeichnete Experten können sich mit ihrem eigenen Fachgebiet bewerben. So will die TU die besten Fachleute in dem jeweiligen Gebiet nach Dresden bekommen. Für Markus Krötzsch eine Idealsituation: Er hatte an der TU Dresden 2000 mit seinem Studium begonnen, hat in England seinen Doktor gemacht und parallel dazu mit anderen Informatikern Wikidata aufgebaut. Das klingt nicht nur nach dem Online-Lexikon Wikipedia – das hat auch konkret damit zu tun.

Wir haben in Wikipedia ja unglaublich viel Wissen, was extrem wertvoll zu sein scheint. Aber wenn wir versuchen, mit einem Computer irgendetwas aus diesem Wissen herauszuholen, dann merken wir, dass der Wert für Computer sehr, sehr eingeschränkt ist.

Und das liegt nach Ansicht des Informatikers an einem entscheidenden Punkt:

Texte in menschlicher Sprache werden von Computern nicht verstanden.

Deshalb haben Markus Krötzsch und die anderen Wissenschaftler begonnen, die Daten aus Wikipedia zusammenzufassen und zwischen den einzelnen Daten Verbindungen zu entdecken und zu definieren – so entstand Wikidata. Dahinter steht eine Theorie von Markus Krötzsch, die besagt…

… dass menschliche Wissen oftmals in den Beziehungen besteht, die zwischen den Dingen existieren. Ich weiß eigentlich nicht, wer Angela Merkel ist. Und ich weiß eigentlich auch nicht, was Deutschland ist. Was ich sagen kann, ist: Deutschland und Angela Merkel haben eine bestimmte Beziehung zueinander. Und Angela Merkel hat bestimmte Eigenschaften. Und Deutschland hat bestimmte Eigenschaften. Und über diese Informationen charakterisiere ich die Begriffe. Und somit ist das Netzwerk, was entsteht, was alles miteinander verknüpft, das, worin das Wissen letztlich abgelegt ist.

Wissen als Netzwerk. Markus Krötzsch will dadurch die Kommunikation in beide Richtungen ermöglichen. Auch Computer sollen ihre Arbeitsergebnisse dann in einer ähnlichen Struktur an die Menschen übergeben. Am Ende des langen Weges steht irgendwann eine Kommunikationsformen, die Mensch und Computer nicht nur verstehen, sondern auf Augenhöhe in beide Richtungen anwenden können – das StarTrek-Szenario.