Die Modellbahn auf dem Computer

Bahnen am Hbf Dresden (Screenshot vom Programm Bahn)
Bahnen am Hbf Dresden (Screenshot vom Programm Bahn)
Hobbyeisenbahner und Modellbahner kennen das Problem: Es fehlt grundsätzlich an Platz und immer am Geld. Ein richtiger Bahnhof braucht selbst im Modell mehrere Quadratmeter. Lokomotiven und Wagen sind einfach viel zu teuer. Nicht etwa ein großes Unternehmen, sondern ein Dresdner hat dafür eine Lösung: Die Eisenbahn auf dem Computer – und da kann grenzenlos gebaut werden. Das Programm heißt schlicht „Bahn“ und bietet viel mehr, als eine normale Modellbahn. Darüber berichtete ich im Nachrichtenradio MDR Aktuell.

Geräusch Pfeifen und Läuten

Die Lok meldet sich – Pfeiffen und Läuten wie zu Dampflokzeiten. Und Dampflokomotiven gibt es genug in dem Programm. Doch es kommt noch viel mehr dazu: Insgesamt 12.000 Fahrzeuge aus allen Epochen der Eisenbahn und vielen Ländern der Welt sind als digitale Züge vorhanden. Natürlich auch sächsische Straßenbahnen, denn Jan Bochmann, der Erfinder des Programms und hauptberuflich Programmierer, stammt aus dem Freistaat:

Jan Bochmann (Foto: Michael Voß)
Jan Bochmann (Foto: Michael Voß)

Nu, von Dresden eigentlich alle Straßenbahnen, die heutzutage hier rumfahren, auch alle, die in den letzten 50, 60, 80 Jahren hier gefahren sind. Auch die Altbauten noch mit den offenen Plattformen in Gelb und in Rot. Also, gerade was Sachsen betrifft: Die drei großen Städte – Dresden, Leipzig, Chemnitz – ist eigentlich fast alles dabei.

Außerdem fahren InterCitys, S-Bahnen, Güterzüge und sogar Busse über den Bildschirm. Viele Fahrzeuge stammen auch aus den europäischen Nachbarstaaten, den USA, Kanada, Japan, China oder Russland.

Ganze Städte oder Regionen lassen sich mit dem Bahn-Programm nachbauen – das kann man selbst machen oder auf bestehende Netze zurückgreifen. So gibt es unter anderem die Brockenbahn, Halle, Magdeburg, Jena, Erfurt oder New York. Pro Netz sind 200.000 Bahnhöfe oder Stationen möglich. Hinzu kommen eine halbe Million Weichen. All das muss organisiert werden – das kann sein Programm, erzählt Jan Bochmann.

Auf einem großen Netz muss ja Leben sein. Da sollen eben 50 Züge fahren oder 100 oder 10 Busse oder 1.000 Busse, wenn es sein muss. Das kann ja kein Mensch manuell steuern. Das geht nur, wenn man irgendwie Fahrpläne oder irgendwas dem Ding auch beibringen kann, so dass es dann auch mal automatisch läuft. Und dann kann man auch mal eine Stunde lang zusehen ohne überhaupt einmal einzugreifen.

An- und Abfahrtzeiten können dafür vorgegeben werden. Besetzte Strecken lassen sich wie beim Original durch rote Signale absichern. Nach bestimmten Vorgaben suchen sich die Züge leere Bahnsteige, um nach dem Halt zum Ziel weiterzufahren. Und – ganz wichtig bei der Bahn – man kann auch programmieren, was bei Verspätungen passiert. Alle Züge lassen sich durch automatisches Rangieren neu zusammenstellen. Zusätzlich gibt es Häuser, Fabriken, Straßen – selbst junge Pferde können über die Wiese rennen.

Das Spiel gibt es inzwischen seit 25 Jahren. Für Jan Bochmann begann es eigentlich als Hobby:

Und dann hatte ich 1991/92 als Student mein Praktikum in der Nähe von Karlsruhe und habe das Programm am damaligen Standort ein paar Kollegen gezeigt. Und die sagte zu mir: Das kannst du doch eigentlich veröffentlichen. Da kannst du als Student nebenher etwas verdienen.

Obwohl Jan Bochmann inzwischen als freier Programmierer richtig Geld verdient, begleitet ihn das Bahn-Programm weiterhin. Vor ein paar Monaten gab es das letzte Update. Er selbst ist wie zu Studentenzeiten der einzige, der sich um die Programm-Entwicklung sowie den Verkauf kümmert. Natürlich spielt er auch selbst….