Unister will keine Firmenzentrale mehr bauen

Unister in Leipzig
Unister in Leipzig
„Fluege.de“ und „ab-in-den-urlaub.de“ – das sind bekannte Internetportale hinter denen das Leipziger Unternehmen Unister steht. Neben ausführlicher Werbung fällt das Unternehmen immer wieder durch Negativ-Schlagzeilen aufgrund von staatsanwaltschaftlicher Untersuchungen, aber auch durch internen Ärger zwischen den Gesellschaftern auf. Nun kommt wieder ein Schlagzeile hinzu: Die Unternehmenszentrale in Leipzig wird nicht mehr gebaut – das Grundstück wurde verkauft. Geldmangel oder neue Unternehmensphilosophie?

Nein, an fehlendem Geld liege der Verkauf des Grundstücks in Leipzig nicht. Unister-Unternehmenssprecher Dirk Rogl begründet den Verkauf mit der neuen Strategie des Unternehmens.

Wir haben uns das gut überlegt und sind zu dem Schluss gekommen, dass es tatsächlich für ein Unternehmen, was in einem sehr bewussten Wandel hin zu einem deutlich schlankeren und wendigeren Model von innovativen Marken befindet als bislang, nicht mehr zeitgemäß ist, eine Zentrale für alle Marken zu haben.

Die Unister-Zentrale sollte mitten in der Leipziger Innenstadt direkt gegenüber der Oper entstehen. 1.400 Mitarbeiter wollte Unister unter einem Dach unterbringen – so war der Plan von 2009. Zunächst gab es Differenzen über die Höhe des Gebäudes mit der Stadt Leipzig. Dann, im Dezember 2012, war die Grundsteinlegung angesetzt. Doch sie platzte, denn kurz zuvor wurden drei leitende Mitarbeiter der Unister Holding verhaftet. Der Verdacht: ungenehmigter Vertrieb von Versicherungsprodukten und die Hinterziehung von Versicherungssteuer. Von nun an ging es auf der Baustelle nicht mehr richtig weiter, dagegen sind bis heute zahlreiche weitere Ermittlungen der Staatsanwaltschaft hinzugekommen.

Dirk Rogl, Unternehmenssprecher Unister
Dirk Rogl, Unternehmenssprecher Unister

Es ist ganz ohne Frage so, dass die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen Mitarbeiter unseres Unternehmens nicht förderlich für die Investorensuche sind. Alles andere wäre tatsächlich gelogen. Aber ich sehe jetzt keinen direkten Zusammenhang zu dem Absprung von Investoren. Das war immer ein Projekt, was das Unternehmen stark forciert hat, was nicht von Investoren betrieben wurde, sondern vom Unternehmen.

Investoren fehlen also an anderer Stelle. Tatsächlich versucht Unister seit längerem vergeblich, die Reissparte – den wirklich erfolgreichen Teil – zu verkaufen.

Das ganze passiert zu einem schlechten Termin für Unister. Vor drei Tagen titelte das manager magazin: „Travel24 droht Anlegerskandal“. An Travel24 ist Unister mehrheitlich beteiligt. Das Unternehmen will Billig-Hotels eröffnen. Eines davon entsteht seit vielen Jahren in Leipzig. Doch dort geht es extrem langsam voran: Neuer Eröffnungstermin soll nun der nächste Dezember sein. Laut manager magazin liegt jetzt eine Untersuchung vor, die die Mittelverwendung von 20 Millionen Euro untersucht. Diese Mittel seien von Anlegern explizit bereitgestellt worden, um die Hotels in Köln und Leipzig bis 2013 – also vor zwei Jahren – zu eröffnen.

Dirk Rogl kann nur für den Mehrheitsaktionär Unister sprechen, doch weist er die Vorwürfe zurück:

Wir als Unister sind sehr sicher oder gehen davon aus, dass diese Vorwürfe sehr schnell geklärt werden und wir damit wieder Klarheit haben.

Eines steht schon jetzt fest. Unister versucht Geld zu sparen. 2014 hatte das Unternehmen noch 1.700 Mitarbeiter, inzwischen sind es 1.350 Mitarbeiter. Der Stopp der Baus der Firmenzentrale und der Verkauf des Grundstücks in bester Lage sind offenbar ein weiterer Schritt, an Geld zu kommen.