Danke, Frau Merkel!

Bundestag in Berlin (Foto: Michael Voß)
Bundestag in Berlin (Foto: Michael Voß)
Für mich ist es wichtig einfach danke zu sagen, für eine Bundeskanzlerin, die Gutes für Deutschland getan hat. Als Journalist muss ich möglichst neutral sein. Ja, das bin ich in meiner Berichterstattung und während meiner Arbeit. Doch eine persönliche Meinung darf ich durchaus haben. Und genau deshalb schreibe ich die folgenden Zeilen.

Sehr geehrte Frau Merkel,

wahrscheinlich werden Sie diesen Brief nie lesen, zu unbedeutend ist der Absender, aber ich möchte mich bei Ihnen bedanken. Sie haben Deutschland gedient mit Wort und Tat. Sie haben nicht nur eine Politik verkündet, Sie haben sie auch ausgeführt. Sie haben zu unbequemen Entscheidungen gestanden, auch wenn die Menschen Sie alleine dafür verantwortlich gemacht haben, wenn es vielleicht nicht so gut gelang. Und Sie haben sich niemals hinter ihrem Amt versteckt oder andere vorgeschoben. Sie standen für das, was Sie sagten.

Sie haben Deutschland durch die Finanz- und Griechenland-Krise geführt, obwohl Ihre Gegner warnten, dass Sie die falsche Politik machten und Deutschland dadurch untergehen würde.

Deutschland steht noch immer – und zwar gut.

Sie haben Deutschland durch die Flüchtlingskrise geführt und dabei nicht egoistisch an Ihre politische Zukunft gedacht, oder Deutschland über alles gestellt, wie es einige gerne haben wollten. Sie haben versucht, Lösung zu finden, die Menschenleben retteten, aber auch finanzierbar und machbar waren.

Deutschland steht noch immer – und zwar gut.

Sie haben Europa In manch einer komplizierten Situation durch ihre Art und Verhandlungsgeschick gerettet. Sie waren die einflussreichste Bundeskanzlerin, die Deutschland jemals hatte. Und da beziehe ich ausdrücklich alle ihre männlichen Vorgänger mit ein.

Sie waren immer uneitel und haben Ihr persönliches Wohl immer hintenangestellt.
Am meisten möchte ich mich aber dafür bedanken, dass Sie es trotzdem ausgehalten haben, für alles Negative verantwortlich gemacht zu werden. „Merkel hat Schuld“ war ein geflügeltes Wort. Sehr oft kam es auch von verkrachten Existenzen, die ihr eigenes Leben nicht im Griff hatten, und einen Schuldigen brauchten.

Ihr Abschied aus der Politik ist typisch für Sie: Wer Ihre gestrige Rede aufmerksam gehört hat, dem fällt auf, dass Sie nämlich nicht bis zum Ende der Amtsperiode im Amt bleiben wollen. Sie sagten: „Für den Rest der Legislaturperiode bin ich bereit, weiter als Bundeskanzlerin zu arbeiten.“ Sie sind bereit. Sie lassen aber auch bewusst die Möglichkeit offen, dass der Bundestag schon vorher eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger wählt. Genau das symbolisiert diese für Sie typische fehlende Eitelkeit und Ihren Dienst für Deutschland. Unser Land braucht mehr Menschen mit Ihrem Profil.

Vielen Dank und Gottes Segen auf allen Ihren Wegen
Michael Voß